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von Friedrich Fuchs
für den 31. August 2025
Moni hat jetzt einen Kunden-Stopper vor ihrem Laden. Das ist ein Ständer mit zwei Tafeln für Werbung im DIN A1–Format. Wenn ich wollte, könnte ich den auch mal sonntags für vor die Kirche bekommen. Hilft vielleicht. Monis Angebot ratterte mir sofort im Kopf. Was wäre denn ein pfiffiger Eyecatcher für Leute, die sonst nicht in die Kirche kommen? Ich habe meine Plakatsammlung durchgesehen. Sonnenblumen vor blauem Himmel mit nettem Bibelspruch. Oder Pusteblume. Weidende Schafe auf grüner Aue mit Psalm 23. Fußabdrücke in Erde mit Spuren im Sand. Wolkendurchbrechender Mond mit Dietrich Bonhoeffers guten Mächten. Ach ja und oh weh. Die gern genommenen Motive sind im Lauf der Jahre ein bisschen sehr in die Jahre geraten. Zuviel des Guten. Sozusagen.
Gute Werbung zeigt Schätze, sagte Hans. Das habe er einmal in einem Handbuch für Marketing gelesen. Dann schlug er vor: Ein Riesenfoto von unserer Kirchentür, links vier Rollatoren, rechts drei Fahrräder, denen anzusehen ist, dass sie Konfirmanden gehören. Zwei Worte Text: Komm rein! Meint er das ernst oder ironisch? fragte ich mich. Bei Hans bin ich nie sicher. Er erklärte: Die Alten und die Halbjungen sind die Schätze der Kirche. Die zeigst du. Es gibt natürlich noch ein paar dazwischen. Aber jetzt mal grob gesehen. Ich hielt dagegen: So ein Bild zischt doch nicht. Wen soll das denn ansprechen?! Hans ließ sich aber nicht abbringen. Es zischt andersrum! Wo jetzt so viele immerzu kreativ und spritzig sein wollen, ist unspritzig der neue Spritz. Wer Augen und Ohren dafür hat, den erreicht das auch. Ihr werdet es noch erleben.
Thomas wusste dazu eine starke Geschichte, die ich nachher gleich gegoogelt habe. Im dritten Jahrhundert waren die Christen in Rom noch nicht genehmigt. Der Kaiser ließ sie verfolgen. Der Bischof wurde enthauptet, der Kämmerer namens Laurentius gepeitscht. Ihm wurde befohlen, er solle binnen drei Tagen das Gemeindevermögen der weltlichen Obrigkeit abliefern. Laurentius gehorchte nicht. Er verteilte allen Kirchenbesitz unter die Mitglieder der Gemeinde. Zum festgesetzten Termin erschien er mit Bedürftigen, Armen, Kranken, Witwen und Waisen. Die seien der wahre Kirchenschatz, erklärte er. Daraufhin wurde er zum Tod durch Grillen verurteilt. Sein Erkennungszeichen in der Kirchenkunst ist deshalb ein Grillrost, den er in der Hand hält. Diese besondere Karriere ist heute nicht mehr so bekannt.
Und jetzt? Unser Gespräch drehte sich noch eine Weile um die Frage, worin der Schatz der Kirche bestehe. Ich dachte dabei eher nicht an Menschen. Beinahe hätte ich gesagt: Der Schatz der Kirche ist die Botschaft, die Gott ihr anvertraut hat. Das kam mir aber zu dogmatisch vor. Deshalb sagte ich: Der Schatz ist, dass Gott uns Menschen liebt; sonst sähe es in Sachen Liebe ziemlich trübe aus. Thomas schaute zu Hans hin und meinte: Also ein großes Plakat mit der Aufschrift: Gott liebt die Menschen! Das ist doch wirklich hübsch unspritzig! Er glaube allerdings nicht, dass dadurch mehr Leute im Gottesdienst sein werden. Es wurde ein wenig eng.
Moni riet zur Entspannung. Ein Stopper vor der Kirche müsse doch nicht in erster Linie hineinlocken. Er zeige eben, was von drinnen nach draußen geht. Oder gehen sollte.
Friedrich Fuchs ist Pfarrer der Kirchengemeinden Aulendiebach, Rohrbach und Wolf
von Kerstin Hillgärtner
für den 17. August 2025
Morgens brauche ich meinen immer gleichen Rhythmus: Kater füttern, mit dem Hund vor die Tür gehen, Hund füttern, erste Tasse Kaffee. Dann Zeitung, Nachrichten auf dem Handy und Tageslosung lesen. Und vor der zweiten Tasse Kaffee spricht mich besser niemand an.
Auch sonst habe ich gerne meine Ordnung: Meine Vorräte sind in einheitlichen Schraubgläsern verstaut, mein Schreibtisch ist voll, aber sortiert.
Am Anfang der Bibel wird erzählt, wie Gott die Welt geschaffen hat. Als erstes hat er Ordnung ins Chaos gebracht und aufgeräumt. Tag für Tag, Stück für Stück hat er Neues ins Leben gerufen und sortiert: Licht, Tag und Nacht, Erde und Meere, alles Lebendige „nach seiner Art“ (1 Mose 1,1). Und es war gut.
Mir tun mein Rhythmus und meine Ordnungsliebe gut. Die Welt um mich herum ist chaotisch genug. Weltweit verändern Dinge sich immer schneller. Da sehne ich mich nach Sicherheit, Ruhe und Frieden.
„Ordnung ist das halbe Leben“, sagt man. Aber da ist ja noch die andere Hälfte! In meinem Garten darf es an vielen Stellen wild und bunt wachsen. Wiese statt englischer Rasen, der Salat im Hochbeet darf auch blühen. Der Totholzhaufen ist sehr lebendig. Und auch im Haus darf sich die Bügelwäsche türmen und Hundespielzeug herumliegen.
In meinem Leben muss es auch nicht so ordentlich zugehen. Manchmal wäre ich gerne spontaner, verrückter, an vielen Stellen mutiger.
Gut, dass Gott am Anfang nicht bei strenger Ordnung stehengeblieben ist. „Gottes Geist wehte über dem Wasser“ (1. Mose 1,2). Das ist mehr als ein poetisches Bild. Gottes Geist ist seine lebendige, schöpferische Kraft. Er bringt Bewegung, wo Starre herrscht. Er bringt Leben, wo Leere ist. Ohne diesen Geist wäre die Schöpfung nie ins Rollen gekommen – sie wäre eine geordnete, aber leere Bühne geblieben.
Derselbe Geist wehte an Pfingsten durch Jerusalem. Er machte aus verängstigten Jüngern mutige Boten und Botinnen. Er schenkte ihnen Worte, die Herzen trafen, und eine Freude, die Grenzen sprengte.
Und dieser Geist wirkt auch heute noch. Er unterbricht meine Routinen, gibt mir neue Gedanken ein, schenkt mir Kraft, die ich nicht aus mir selbst habe. Er lädt mich ein, über den Tellerrand meiner Ordnungsliebe hinauszugehen. So lebe und glaube ich zwischen meiner Liebe zur Ordnung und meiner Sehnsucht nach Sicherheit auf der einen Seite und Freude an Überraschungen und kreativem Chaos auf der anderen Seite.
Mal schauen, was die nächste Woche bringen wird!
Kerstin Hillgärtner ist Pfarrerin im Nachbarschaftsraum Evangelische Kirche zwischen Nidder und Bracht