„Wir sind Teil einer großen bunten Gemeinde“

veröffentlicht 25.04.2024, Kirche im Evangelischen Dekanat Büdinger Land

Die Fachstelle Ökumene im Evangelischen Dekanat Büdinger Land ist wieder besetzt. Seit dem 1. April ist die 39 Jahre alte Theologin Elisabeth Engler-Starck zuständig für Kontakte zu und gemeinsame Projekte mit anderen christlichen Konfessionen und für den interreligiösen Dialog im Dekanat.

„Das Christentum ist so viel mehr als das, was man in der westlichen weißen Mainstream-Kirche mitkriegt“, sagt Elisabeth Engler-Starck. Ein Jahr lang hat sie an der Hebräischen Universität Jerusalem studiert, hat in der israelischen Hauptstadt gelebt und war mittendrin in diesem Schmelztiegel, in dem alle drei monotheistischen Weltregionen – das Judentum, das Christentum und der Islam – aufeinandertreffen. Sie hat dort eine inspirierende Vielfalt des Glaubens kennengelernt. Mitunter anstrengend, vor allem aber „wahnsinnig spannend“ sei diese Zeit gewesen und hat ihr Selbstverständnis geprägt: „Als evangelische Christin ist es mir wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, dass wir ein kleiner Teil einer großen, bunten, weltweiten christlichen Gemeinde sind.“

Mit dieser Erfahrung und ihrem offenen Blick ist sie eine Idealbesetzung für die Fachstelle Ökumene. Dass sie sich beruflich einmal im Spannungsfeld der Religionen bewegen würde, war nicht unbedingt geplant. Das Theologiestudium in Leipzig und später in Mainz hatte sie aus Neigung und Neugier aufgenommen. „Die Sprachen, Philosophie, das systematische Denken, das alles hat mich interessiert.“ Zunächst rückte der Pfarrberuf in ihren Fokus, besonders nach dem Gemeindepraktikum. Nach dem ersten kirchlichen Examen begann Elisabeth Engler-Starck eine Promotion. Und danach wollte sie ein Vikariat anstreben, den praktischen Vorbereitungsdienst für den Beruf der Pfarrerin.

Der Alltag mit drei kleinen Kindern, die sie inzwischen bekommen hatte, und die Herausforderung, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, ließ sie Abstand nehmen von diesen Plänen. Die Doktorarbeit hängte sie schließlich an den Nagel und blieb offen für alles, was kommt.

„Die Ökumene und der christlich-jüdische Dialog sind ganz wichtig für mich“, sagt sie. Deshalb arbeitet sie auch weiterhin als Geschäftsführerin des Evangelischen Bundes Hessen, einem Verein, der im Bereich Bildung und Ökumene tätig ist, und engagiert sich in einem Arbeitskreis für den christlich-jüdischen Dialog. Sich nun, nachdem die Kinder etwas größer sind, auf die Fachstelle Ökumene im Dekanat Büdinger Land zu bewerben, knüpft an ihre bisherigen Erfahrungen an und war nur folgerichtig. Und gewissermaßen kehrt sie damit auch zurück zu ihren Wurzeln, denn Elisabeth Engler-Starck ist in Büdingen aufgewachsen.

Im Mittelpunkt der neuen Arbeit steht der Austausch mit den ökumenischen Partnern: den Dialog fortführen oder überhaupt erst aufnehmen. Einheit und Vielfalt sind dabei wichtige Stichworte. Was eint Christinnen und Christen und worin unterscheiden sie sich? Auch die Partnerschaft mit der Partner-Diözese in Indien in East Kerala gehört in diesen Kontext. „Ich freue mich, dass es in den Gemeinden schon viele ökumenische Initiativen und Anknüpfungspunkte gibt und bin gespannt auf die Begegnungen“, so die Fachstelleninhaberin.

Darüber hinaus hat ihre Arbeit auch eine politische Dimension, die vor allem im interreligiösen Dialog ihren Niederschlag findet. „Die globale Tragweite von Religion wird uns gerade bewusst. Konflikte, die weit weg spielen, haben auch mit uns zu tun.“ Elisabeth Engler-Starck will Räume schaffen, in denen Kommunikation möglich ist. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Dialog, Austausch und Begegnungen zwischen verschiedenen Gruppen sehr wichtig sind. Es hilft beim Zusammenleben, wenn man sich besser kennt.“

Mit ihren Kindern und ihrem Mann Alexander Starck, Pfarrer in Bad Salzhausen, Geiß-Nidda und Nidda, lebt sie in Geiß-Nidda. Wenn es ihre Zeit zulässt, dann legen die Starcks gerne eine flotte Sohle aufs Parkett. Während des Studiums hat Elisabeth Engler-Starck den Turniertanz für sich entdeckt und konnte ihren Mann für den Gesellschaftstanz begeistern. Auch das Gärtnern liegt ihr: „Auf unserem Balkon wächst sogar ein Pfirsichbaum.“ (jub)