Kirche sichtbar machen

veröffentlicht 24.02.2024, Kirche im Evangelischen Dekanat Büdinger Land

Er sehe das Dekanat Büdinger Land auf einem guten Weg, sagt Präses Rolf Hartmann in seinem Bericht vor der Synode. Das regionale Kirchenparlament ist im Bürgerhaus Nidda zu seiner Frühjahrstagung zusammengekommen.

Kirche in der Region sichtbar machen, sei ein zentrales Anliegen der Dekanatsleitung, sagte Präses Rolf Hartmann am Samstag in seinem Bericht vor der Synode des Evangelischen Dekanats Büdinger Land im Bürgerhaus Nidda, die dort zu ihrer Frühjahrstagung zusammengekommen war. Mit Angeboten wie dem neuen regelmäßigen Gesprächsforum „Talk am Turm“ sei das Dekanat auf einem guten Weg. Dazu gehöre aber auch, Position zu aktuellen gesellschaftlichen Problemen zu beziehen, womit Hartmann sich auf die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in der Region bezog, die das Dekanat durch aktive Teilnahme unterstütze. Die Synodalen forderte er auf, sich hinter dem Kirchenbanner zu versammeln, wo immer sie es bei einer solchen Veranstaltung sehen.

Es reiche allerdings nicht aus, wenn Christinnen und Christen verbal für Vielfalt einstünden, „sondern wir haben uns aktiv um die Menschen, die zu uns kommen, zu kümmern“, konstatierte der Präses. Einige Gemeinden hätten ein Kirchenasyl ermöglicht. Auch das Dekanat habe in seinen Räumen in Nidda einem jungen Mann aus Afghanistan Kirchenasyl gewährt und Sorge getragen, dass er nun in Deutschland ein geordnetes Anerkennungsverfahren bekommt.

Die Bewahrung der Schöpfung ist ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit, den Hartmann nannte. Zum einen habe das Dekanat das kirchliche Umweltmanagement Grüner Hahn eingeführt, um seine Klimabilanz zu verbessern, zum anderen den Zuschlag für einen von fünf aus Bundes- und EKHN-Mitteln finanzierten Klimaschutzkoordinatoren erhalten, um die teilnehmenden Kirchengemeinden – im Dekanat sind es 22 - und Nachbarschaftsräume bei dem Wandel zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu unterstützen.

Vorherrschendes Thema ist nach wie vor der Reformprozess „ekhn2030“, der Kirche nachhaltig verändern wird. Die sieben Nachbarschaftsräume, zu denen sich die 76 Kirchengemeinden im Büdinger Land zusammengeschlossen haben, seien nun auf dem Weg. Als nächstes müssten die Verkündigungsteams gebildet werden, bestehend aus Pfarrerinnen und Pfarrern, Gemeindepädagoginnen und -pädagogen, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern, die künftig in den Nachbarschaftsräumen ihren Dienst versehen werden. Hier warte das Dekanat auf eine Meldung aus den Nachbarschaftsräumen, welche inhaltlichen Schwerpunkte dort jeweils gesetzt werden sollen.

Parallel hat eine Bereisung der Bauabteilung der EKHN stattgefunden, um Konzepte für die Gebäudeentwicklung in den Nachbarschaftsräumen zu erarbeiten, denn nicht alle Gemeindegebäude werden weiterhin finanziert. „Für uns war es interessant zu sehen, wie viele schöne Kirchen es in unserem Dekanat gibt und wie viel lebendiges Gemeindeleben in vielen Gemeindehäusern stattfindet“, sagte Hartmann.

Im weiteren Verlauf der Tagung gab es zu „ekhn2030“ allerdings auch Kritik. Die mit dem Prozess verbundene hohe Arbeitsbelastung sowohl für Haupt- als auch Ehrenamtliche führe dazu, „dass die Leute die Lust verlieren“, sagte der Synodale Horst Kaltenschnee. Dem Dekanatssynodalvorstand (DSV) trug er auf, die Kirchenleitung auf diese Überlastung hinzuweisen. Ansonsten werde es schwer werden, für die Kirchenvorstandswahl 2027 Bewerber zu finden.

„Damit laufen sie bei mir offene Türen ein“, entgegnete Hartmann. Auch der DSV arbeite, bis auf Dekanin und stellvertretenden Dekan, ehrenamtlich und spüre die hohe Arbeitsbelastung. Andererseits verteidigte der Präses die demokratische Struktur der Landeskirche und die Einbindung der Basis in Entscheidungen. Er wolle keinen Bestimmer haben, der sage, wo es langgeht.

Dekanin Birgit Hamrich sicherte zu, dass die Dekanate ein entsprechendes Signal an die Kirchenleitung senden werden. „Ich sehe mit Sorge, dass wir alle überlastet werden und dass Anträge, auch wenn wie gut sind, dann auf Widerstand stoßen. Überfordern sie sich nicht. Wir müssen nicht die Welt retten, sondern dafür sorgen, dass unser Boot nicht untergeht.“

Begonnen hatte die Dekanatssynode mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche Nidda, den Pfarrer David Jumel gestaltete. Seiner Predigt legte er ein Sprichwort von Paul Claudel zugrunde: „Gott schreibt auch auf krummen Linie gerade.“ Pröpstin Dr. Anke Spory, gerade zurückgekehrt von einem Besuch in der indischen Partnerdiözese East Kerala, sprach ein Grußwort. (jub)