Hilfe für jeden in allen Lagen

veröffentlicht 15.10.2023, Kirche im Evangelischen Dekanat Büdinger Land

Das diakonische Angebot im Büdinger Land ist groß, aber auch von Einsparungen bedroht, wie während der Herbstsynode deutlich wird.

Die Diakonie ist der soziale Arm der evangelischen Kirche. Wie vielfältig das Hilfs- und Unterstützungsangebot unter dem Dach der Kirche im Dekanat Büdinger Land ist, wurde während der Herbstsynode des Dekanates im Bürgerhaus Nidda vorgestellt. Ob Schuldnerberatung oder berufliche Integration, Erziehungshilfe oder Demokratieförderung, Angebote für Alleinerziehende oder finanzielle Hilfe für Familien in schwierigen Lebenslagen, Betreuung alter Menschen oder die Versorgung mit Lebensmitteln durch die Tafeln – Menschen jeden Alters und in nahezu jeder Notlage finden Hilfe bei der Diakonie.

Aber auch der Dienst am Nächsten ist von Sparzwang und Mittelkürzungen bedroht. Trotz eines Umsatzes „an der zehn-Millionen-Grenze“ reiche es am Ende gerade für eine schwarze Null, sagte Christoff Jung, Leiter der Regionalen Diakonie Wetterau. Seit dem 1. Januar dieses Jahres sind die Diakonischen Werke Teil der EKHN. Nun bereiten Pläne der Landeskirche, die Mittel für die Regionalen Diakonischen Werke zu kürzen, Sorgen. Von bis zu 20 Prozent ist die Rede. Ein so herausragendes Projekt wie der Dorftreff in Wallernhausen, der Inklusion, Dorfladen, Kindertagesstätte, Familientreff und Beratung unter einem Dach vereint und den Jung „eine Herzensangelegenheit“ nannte, wäre davon betroffen. „Wenn es zu Kürzungen kommt, ist diese sozialräumliche Arbeit nicht mehr zu finanzieren“, prognostizierte Jung.

Einen verzweifelten Appell richtete Gerhard Wolf, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Diakonie Dienstleistungen Wetterau, an die Synodalen. Die Diakonie Dienstleistungen, eine gemeinnützige Gesellschaft im Verbund der Diakonie Hessen, steht wegen einer Finanzierungslücke vor der Insolvenz. Um aus der Schieflage zu kommen, fehlten 260.000 Euro, so Wolf: „Früher war das ein Klacks, wenn man eine Unterdeckung hatte.“ Der Wetteraukreis, die Städte Büdingen und Nidda seien informiert. Der Kreis sei nicht in der Lage, zu helfen. Betroffen von der Insolvenz wären 140 hilfsbedürftige alte und kranke Menschen, 110 davon aus dem Büdinger Land, denen die Diakonie Dienstleistungen im Alltag zur Seite steht. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen begleiten zum Arzt und zum Einkaufen, helfen im Haushalt, kochen oder gehen mit zum Friedhof – eine entscheidende Unterstützung, die kein Pflegedienst leisten kann, die es aber vielen Menschen ermöglicht, in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben. Gespräche, wie das Dekanat die Diakonie Dienstleistungen unterstützen kann, finden bereits statt.

Über die Arbeit des Betreuungsvereins berichtete Eckhard Sandrock. Der Verein berät und begleitet ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer sowie Bevollmächtigte bei der Ausübung ihres Ehrenamtes. Er ermöglicht den Erfahrungsaustausch mit anderen Ehrenamtlichen in der Gruppe, bietet Schulungen und Fortbildungen an und informiert zudem über Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung. Finanziert werde der Verein aus verschiedenen Töpfen von Land und Landkreisen, Spenden seien aber unverzichtbar, so Sandrock. Kirchengemeinden könnten die Arbeit fördern, indem sie ihm eine freie Kollekte im Jahr widmen.

Der Dekanatsdiakonieausschuss, über den Rita Stoll und Erika Koch informierten, versteht sich als Multiplikator. Der Ausschuss stellt die Verbindung der Regionalen Diakonie Wetterau zu den Kirchengemeinden her, indem er über Angebote informiert, Anregungen gibt und Anregungen aus den Gemeinden aufgreift. Mit 55 Beauftragten aus den Kirchengemeinden ist er der größte Ausschuss des Dekanates.

Zwischen 70 und 85 Jahre alt sind die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Büdinger Tafel, die auch in Altenstadt eine Ausgabestelle unterhält. Jeweils 40 Männer und Frauen arbeiten an beiden Standorten, teilte Kornelia Lange den Synodalen mit. Die Tafel, die ausschließlich ehrenamtlich arbeitet und sich zu 100 Prozent aus Spenden finanziert, versorgt zurzeit 340 Familien und freut sich über Menschen, die mitarbeiten möchten.

Im Jahr 2008 gegründet, um die Büdinger Tafel zu unterstützen, spannt die Diakoniestiftung Büdinger Land heute ein großes Netz der Hilfe über das Dekanatsgebiet: Familien in prekären Lagen und benachteiligte Jugendliche werden ebenso unterstützt wie Geflüchtete gefördert werden, berichtete Reinhard Hauck, Mitglied im Stiftungsbeirat. Mit einer Spende könne man diese Arbeit unterstützen.

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Im weiteren Verlauf der Tagung verabschiedete die Dekanatssynode mit großer Mehrheit einen Antrag an die Kirchensynode der EKHN, keine Kürzungen der Zuweisungen an die Regionalen Diakonischen Werke zuzulassen. Die Arbeit der Diakonie finde genau dort statt, wo der Reformprozess „ekhn2030“ die Kirche sieht: nah bei den Menschen. (jub)